Sardinien 2012

Meine Freundin suchte sich diese schöne italienische Insel aus, um unseren diesjährigen Strand-Urlaub zu verbringen. Da es auf dieser Insel einige hochinteressante endemische Arten, allen voran die Sardische Ringelnatter (Natrix n. cetti/ Natrix cetti ?), gibt war meine Vorfreude auf den Urlaub dementsprechend hoch, auch wenn die Jahreszeit für herpetologische Unternehmungen denkbar ungünstig war bzw. ist.

Unsere Reise begann Ende Juli und in den deutschen Nachrichten konnte man zu der Zeit von Waldbränden auf dem Nordteil der Insel lesen. Aufgrund der enormen Hitze bei gleichzeitiger extremer Trockenheit waren die Vorraussetzungen also sehr bescheiden. Morgens um 8 auf der Insel angekommen war das Wetter noch angenehm, was sich aber bis zur Ankunft in unserer Ferienwohungung schnell zu einer schier nicht aushaltbaren Hitze bei 34°C entwickelte.




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Am Abend entspannte sich dann das Klima was mir sehr entgegen kam, da ich endlich wieder etwas körperlich verrichten konnte ohne direkt literweise Schweiß zu verlieren.....



...und so konnte ich am ersten Abend direkt die ersten Bewohner um das Ferienhaus kennenlernen: an der Hofeinfahrt ein Mauergecko (Tarentola mauritanica)...



...und direkt an der Wohnungstür lauerte ein Europäischer Halbfingergecko (Hemidactylus turcicus) (oder doch ein Mauergecko ?) an der Lampe auf seine Beute, wie Fliegen und andere Insekten die das Licht anlockte.


Am nächsten Morgen führte uns der Weg direkt in das Sette Fratelli Gebirge im Südosten Sardiniens, hier sollte es irgendwo die Sardischen Ringelnattern geben.

Auf dem Weg dorthin konnte man schön die Küstenabschnitte entlang der Straße beim Sonnenaufgang betrachten.


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Küstenabschnitt nahe Cagliari.

Im Gebirge angekommen konnte war der Insel die Trockenheit direkt anzusehen, nahezu alle Bergbäche waren vollständig ausgetrocknet, lediglich einige Pfützen konnte ich noch finden und allesamt waren von den verschiedensten Mücken belagert.



Einer der sehr wenigen Bachabschnitte mit Wasser.



Teilweise war die Vegetation an den feuchteren Stellen fast schon dschungelartig dicht und von sehr vielen Libellen besiedelt.





Diese kamen nahezu in Massen vor.



Und dazwischen immer mal wieder eine Tyrrhenische Mauereidechse (Podacis tiliguerta), die man kontinuierlich während des gesamten Urlaubs in allen besuchten Habitatstypen finden konnte.



Nach schweißtreibenden Stunden unter der Sardischen Sonne ging es dann Mittags wieder ins Tal zurück zur Ferienwohnung, bei über 30°C im Schatten hat keine Reptiliensuche mehr einen Sinn, außerdem will man sich körperlich nicht ruinieren und zudem überraschte mich eine allergische Reaktion. Mein kompletter Hals & Oberkörper war von roten Punkten überzogen....


Am nächsten Tag ging es dann trotz der Umstände erneut in das Gebirge -  wo ein Wille da ein Weg. Dieses mal aber über einen anderen Weg durch ein neues Gebiet.....vielversprechend!



Sattes Grün auf einer ausgetrockneten Insel...

Auch hier waren wieder viele Libellen zu finden...






...und gut versteckt die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis).



Jungtier der Europäischen Sumpfschildkröte.



Die Tiere waren teilweise sehr gut getarnt. Auf dem Bild ist eine ausgewachsene Schildkröte zu sehen.

Die Schildkröten teilen sich diesen Lebensraum mit den..



...Zwergkieleidechsen (Algyroides fitzingeri), die hier überwiegend die ausgetrockneten und offenbar abgestorbenen Baumstümpfe besiedelten.

Als ich über mehrere Stunden dieses Gebiet...



...absuchte, welches wirklich vielversprechend aussah, musste ich irgendwann ernüchternd aufgeben. Zurück am Auto, wo meine Freundin im Schatten auf mich wartete, erzählte Sie mir, dass gerade eine Schlange am Auto vorbeikroch. Diese sah aus wie eine Viper. Also müsste dies der Lebensraum von der Europäischen Sumpfschildkröte, der Zwergkieleidechse, der Thyrrenischen Mauereidechse sowie der Vipernnatter (Natrix maura) sein.

Nachdem wir wegen der Hitze die Suche abbrachen und uns dem Strand widmeten, sahen wir nahe Villasimios in einer geschützten Lagune die auf der Insel vorkommenden Flammingos. Ein schöner Anblick den man sonst nur aus dem Zoo kennt.




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Der Lebensraum der Flammingos, oder doch nur eine Zwischenstation? Ein Ornithologe kann sicher mehr dazu sagen, ich nicht. ;)

Am nächsten Tag ging es erneut in das Gebirge, langsam, noch ohne ein einziges Schlangenfoto, leicht frustriert aber noch voller Hoffnung...


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...entschädigte auf jeden Fall der schöne Ausblick in das Gebirge jedes mal erneut die Quälerei durch die Hitze.



Zudem hatte man immer genug Fotomotive, wenn auch mit 4 Beinen zuviel...



Tyrrhenische Mauereidechse (Podarcis tiliguerta)

An einem Kleinen Teich im Gebirge, bei dem ich hoffnungsvoll auf die erste Sardische Ringelnatter hoffte, konnte ich leider wieder keine einzige Schlange vorfinden, dafür Sardische Laubfrösche (Hyla Sarda).



Hyla Sarda Jungtier, das erst das Wasser verlassen hat.



An den letzten noch vorhandenen Wasserstellen tummelte sich das Leben, hier wimmelte es nur so von Libellen, Grashüpfern und Schmetterlingen.



Doch auch dieser Ausflug blieb ohne Schlangen und dank der unerbittlichen Hitze konnte ich um 11 Uhr die Suche abbrechen.

Auf der Rückfahrt entwickelte sich dann, relativ unerwartet da die Insel sehr regenarm sein soll, ein heftiges Unwetter mit außerordentlichem Starkregen!


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Die düsteren Aussichten bestätigten sich dann innerhalb kürzester Zeit.





Der Regen war kurz aber heftig.



Wohl ein seltenes Bild, viel Regen im Hochsommer in Sardinien.

Der Regen dauerte insgesamt aber nur rund 30 Minuten und nach dem relativ erfolglosen Tag konnte ich Abends nahe der Ferienwohnung Geckos und Eidechsen beobachten.



Ein häufiger Fund in Küstennähe, Hemidactylus turcicus.



Mauergecko (Tarentola mauritanica)

Die Tiere teilten sich mit den auf der Insel häufig vorkommenden Zornnattern trockene, mit Büschen und Steinhäufen durchzogene Hangwiesen.



Auf der Wiese konnte ich die erste Schlange sichten, eine Zornnatter (Hierophis viridiflavus), allerdings hatte ich meine Kamera nicht dabei um ein Foto zu schießen.

Am vorletzten Tag des Urlaubs brauchten wir dann einen Tag Pause von dem Gebirge, das war bis dato täglich besuchten (insgesamt rund 1,5 std. Autofahrt) und fuhren zu der größten Stadt der Insel, Cagliari.


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Auf dem Weg dahin hatte man wie jeden Tag super schöne Ausblicke an der Küste entlang. Eine Reise auf diese Insel lohnt sich schon allein der tollen Landschaften wegen sehr!

In einem freien Gebiet in der Nähe von Cagliari konnte ich die zweite Podarcis Art der Insel finden, die in Italien weit verbreitete Ruineneidechse (Podarcis sicula).



Ruineneidechse (Podarcis sicula)

Und hier konnte ich auch endlich am vorletzten Tag des Urlaubs eine Zornnatter fotografieren, das erste Schlangenfoto, die Freude war groß !



Zornnatter (Hierophis viridiflavus) trotz der Größe von rund 70 cm noch im Jugenkleid, allerdings gerade in der Umfärbung.





Podarcis sicula




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Auf dem Weg machten wir in allen gut aussehenden Habitaten einen kurzen Stop, so konnte man in einem ausgetrockneten Flußbet neben...



...einem Walzenskink (Chalcides ocellatus)....



...noch eine weitere Zornnatter finden, dieses Mal allerdings ein wohl erst frisch geschlüpftes Jungtier.

Am Abend statteten wir Villasimius noch einen letzten Besuch ab und ließen den Urlaub langsam aber sicher ausklingen...


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...bevor ich am letzten Tag noch einmal ins Gebirge wollte und noch das letzte Mal die Wege, auf der Suche nach Natrix cetti, ablaufen wollte.




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Lebensraum der Sardischen Ringelnatter ?.....







.....wer weiß, aber sicher Lebensraum des Sardischen Scheibenzüngler (Discoglossus sardus).





Discoglossus sardus


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Und doch, irgendwo hier lebt sie.....

...die Sardische Ringelnatter (Natrix n. cetti / Natrix cetti)!



Sardische Ringelnatter (Natrix n. cetti / Natrix cetti)





Die Freude war riesig eines dieser seltenen Tiere gefunden zu haben, zu fotografieren und anschließend zu beobachten wie das Tier wieder in seinem Lebensraum verschwindet.

Abschließend kann ich meiner Freundin nur danken, dass Sie es toleriert hat während des gesamten Urlaubes nur einmal auszuschlafen, sowie fast täglich mehrere Stunden durch das Gebirge zu laufen.

Desweiteren gilt mein Dank Jeroen Speybroeck, für seine äußert hilfreichen Tipps zur Fauna Sardiniens.




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